Bois des Moutiers

Bios des Moutiers ist ein Lustgarten im englischen Stil an der Küste der Normandie und liegt im Département Varengeville-sur-Mer, direkt gegenüber von New Haven in England. Zwischen beiden Orten liegt der Ärmelkanal.

Er ist ein Unikum in Frankreich, angelegt von einer Landschaftsgärtnerin und einem Architekten. Seine Harmonie entsteht durch die sorgsame Abstimmung von Architektur, ungezähmter Natur und angelegten Gärten.

Im 19. Jahrhundert erwirbt Guillaume Mallet, der aus einer protestantischer Bankiersfamilie stammt, ein ausgedehntes, brachliegendes Grundstück am Meer und gestaltete es in fast 40-järiger Arbeit um, für die Gestaltung engagiert er 1898 den jungen Edwin Lutyens mit dem Umbau und der Vergrößerung des aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammenden Hauses und Gertrude Jekyll, eine der berühmtesten englischen Landschaftsgärtner des frühen 20. Jahrhunderts, die den Art-and-Crafts Stil mit seiner Betonung von Einfachheit und Materialechtheit prägte.

Bois des Moutiers ist der einzigen Garten in Frankreich, den Gerturde Jekyll anlegt. Die ausgebildete Malerin konzipiert ihre Entwürfe nach einem präzisen Blühkalender und einer minutiösen Farbauswahl. Dementsprechend wirkt dieser Garten vom Frühjahr bis zum Spätherbst wie ein blühendes Gemälde.

Die Zusammenarbeit zwischen dem Architekten Edwin Lutyens, der 1898 gerade einmal 29 Jahre und somit noch recht jung war und der bekannten Landschaftsgärtner Gertrude Jekyll, die damals 49 Jahre alt gewesen ist, genießen weltweite Anerkennung für ihre Werke.

Die meisten Beispiele für ihre Zusammenarbeit findet man in England, Schottland und Irland. Der bekannte englische Journalist Hugh Johnson schrieb einmal, Bois des Moutiers ist ein Garten aus Sussex, der Ferien an der französischen Küste macht.

Es wäre zu einfach zu behaupten, der Architekt wäre für das Haus und Jekyll für den Garten zuständig gewesen. Es ist viel komplexer. Die Grenzen verlaufen fließend.

Der Architekt plante das Ensemble. Er erweiterte einerseits das Haus. Hier stand nämlich ursprünglich ein Haus aus dem Jahr 1830, baute neue Elemente an und veränderte die Positionierung des Gebäudes im Gelände, indem er neue Wände hochzog und ein Fundament legte. Doch diese Wände schufen auch grün Bereiche. Er konzipierte also auch den Garten mit und legte dessen Aufteilung fest, Gertrude Jekyll, gestaltete dann die Flächen, die für sie vorgesehen waren. Die Pläne für Haus und Garten wurden gleichzeitig entworfen, um ein in sich stimmiges Gesamtbild zu erzeugen. Seit 1975 steht das Herrenhaus unter Denkmalschutz.

Gertrude Jekyll entwickelt hier das Konzept der Mixed Border. Die Mixed Border leben von den Kontrasten zwischen den Pflanzen, den Blättern, den Strukturen, den Formen und Farben.

Die Idee von Bios des Moutiers ist, dass immer ein Dialog zwischen innen und außen stattfindet. Das Innere spiegelt das Äußere wieder und verkörpert zwei bedeutende Sätze die Arts and Crafts Bewegung und form follows function. Die Form folgt der Funktion und usefull is beautiful. Was nützlich ist, ist schön.

Die Ahnen der heutigen Besitzer gehörten zu einer Strömung, die sich theosophische Gesellschaft nannte. Diese Menschen träumten von einer besseren Welt ohne Unterschiede zwischen sozialen Klassen, Hautfarben und Religionen.  Man findet diesen Geist im Garten wieder. Da deuten viele Symbole darauf hin, dass diese Anlage genau zu diesem Zweck geschaffen wurde.

Im Garten ist das recht augenfällig, man entdeckt eine ganze Reihe von Zahlen, vor allem die Sieben. Die Sieben ist die Zahl, die alle Menschen eint. Denn sie spielt in jeder Religion eine wichtige Rolle und könnte eine Art Initiation symbolisieren. Die ersten Gärten waren Orte, die in gewisser Weise das Paradies auf Erden widerspiegeln sollten. Es war ihr erklärtes Ziel, wenn man zum Beispiel den Renaissance Roman Der Traum des Poly Philo liest, den die großen italienischen Gärten als Orte der Initiation mit.

Dieser Garten ist viel mehr als nur ein Ort der Schönheit und der Harmonie, mehr als nur eine Kulisse. Er ist vor allem ein Ort, der für den Spaziergänger Bedingungen schafft, die ihm eine persönliche Entwicklung, Ruhe und Einkehr ermöglichen.

Die zwölf Hektar des Parks, die sich hinter dem Haus erstrecken, wurden vollständig von Guillaume Mallet bepflanzt. Der saure Boden, eine Besonderheit dieser Region, ermöglichte die Einführung vieler seltener Arten, die einen Kontrast zur lokalen Vegetation bildeten.  Rhododendren aus dem Himalaya. Chinesische Azaleen und japanischer Ahorn. Die japanischen Ahorn Bäume wurden so gepflanzt, als wären sie natürlich gewachsen. So wurde der ganze Park gepflanzt. Die Natur sollte nachgeahmt werden, deshalb diese Massen Bepflanzung. Es sollte wie ein Wald wirken, wie mitten in der Natur.

Louis Benech ist ein renommierter Landschaftsgärtner, auf der ganzen Welt entwirft er Gärten oder gestaltet sie um. Er begann seine Karriere in England und Bios des Moutiers gehört zu seinen Lieblings Gärten.

Er sagte einmal, dass die auf philosophischen Konzepten basierten Gärten, hier ist es die Theosophie, direkt umgesetzt wurde. Das ist der eindeutigste und eindrucksvollste Beweis für die Beständigkeit des Denkens. Zusammen mit der unglaublichen Metamorphose, der ein Garten unterliegt. Das Konzept kommt hier perfekt zur Geltung und wirkt wie Komposition. Bois des Moutier ist grandios, malerisch, aber wirkt niemals einschüchternd. Von bescheidener Größe kann man hier nicht mehr reden. Aber es hat etwas Träumerische, Introspektive, Sanftes, Kontemplatives mit dem Blick verweilendes. Dieser Garten ist das Gegenteil eines Prunkgartens, der dominieren will. Dies ist ein Lustgarten, der sanft und träumerisch daherkommt.

zurück

weiter