Ephrussi & Serre de la Madone

Anfang des 20. Jahrhunderts wandelt sich dank der neuen Eisenbahnstrecke der Anblick der Côte d’Azur. Die Haute Value Europas errichtete hier ihre Sommerresidenzen. Das milde Klima geradezu lädt gerade dazu ein, prachtvolle Gärten anzulegen.

Als Ausdruck der gegensätzlichen Persönlichkeiten ihrer Besitzer sind zwei Anwesen besonders typisch für die Belle Époque Gärten an der Riviera.

Sie stehen für zwei grundsätzlich verschiedene Gartenbau Konzepte. Der diskrete, abgeschiedene Garten, Serre de la Madone, ähnelt seinem Schöpfer Laurence Johnston, einem passionierten Botaniker. Einige Kilometer entfernt gestaltet Baronin Beatrice Ephrussi de Rothschild einen Garten nach ihrem Geschmack als Ort strahlender Schönheit, der den weltlichen Genüssen gewidmet ist.

Villa Ephrussi de Rothschild

Der Garten “Ephrussi“, den Charlotte Beatrice de Rothschild zwischen 1905 und 1912 auf der Halbinsel Saint Jean Cap Ferrer anlegen lässt, ähnelt dem Bug eines Schiffs. Als sie 1934 stirbt, hinterlässt sie das gesamte Anwesen ihrer Stiftung. Baronin Charlotte Beatrice de Rothschild erwarb das sieben Hektar große Grundstück, was damals aus nur nacktem Felsen bestand. Sie ließ es sieben Meter tief ausheben, um die heutige Form zu erhalten. Sie ließ tonnenweise Pflanzenerde herankarren, sorgte aus eigener Tasche für die Wasserversorgung und ließ Bäume pflanzen.

Was die Form betrifft, entschied sich Beatrice für einen Schiffsbug. Als Galionsfigur dient am Ende der Sichtachse der Amor Tempel. Im Grunde ist es sinnlos, diesen Garten einem historischen Stil zuordnen zu wollen. Eigentlich unterliegt er einer Summe von Einflüssen. Die Bezeichnung gemischt trifft es am ehesten. Das heißt bunte Blumenbeete sowie eine Auswahl Einheimischer oder sehr gut akklimatisiert Pflanzen. Die Gärten der Villa Ephrussi de Rothschild liegen auf einem Berg Plateau über dem Meer. Auf der ersten Ebene verlängert der formale französische Garten, der den Kern des Entwurfs bildet, die Blickachsen der Villa. Eine zentrale Achse aus einem Becken und einem Wasserfall verbindet das Gebäude mit dem Amor Tempel. Sie durchschneidet eine Reihe von Rasen und Blumenbeeten. Auf den Terrassen darunter konnten sieben Gärten angelegt werden, darunter der Rosen und der Exoten Garten. Die gesamte Anlage weist exotische Pflanzen aus aller Welt aus.

Baronin Rothschild gehörte zur europäischen High Society und empfing in ihrer Villa die gekrönten Häupter Großbritanniens und Russlands. Diese Gärten spiegeln ihre extravagante Persönlichkeit wider. Der Vorplatz bot sich förmlich für Empfänge und Garden Partys an. Die Dame des Hauses hielt viele Empfänge ab. Jeden Sonntag gab sie eine Gartenparty. Wenn man diesen Ort sieht, denkt man unwillkürlich, dass er sich ideal dafür eignet. Er war ein Zentrum für gesellschaftliche Anlässe an der Riviera. Bei den Gartenpartys war der europäische Adel, amerikanische Industriebosse und sogar die Söhne von Queen Victoria zu gegen.

An der französischen Riviera, fernab der strengen Etikette, gibt sich Europas High Society zu Festen oder beim Pferderennen ein Stelldichein. Baronin Beatrice Rothschild fehlt es nicht an kühnen Ideen, um mit dem schönsten Anwesen der Riviera zu glänzen. Anders als ihre Nachbarn gibt sie sogar eine Rose mit ihrem Namen in Auftrag. Die Rose Beatrice Ephrussi, sie ist Zweifarbig außen rosa mit einem Herz in einem goldenen Creme Ton, langstielig, also sehr elegant und ohne Stacheln, duftend und mehrfach blühend.

Serre de la Madone ist ein mit Macia bewachsener Hügel und liegt etwas abseits des Meeres und des mondänen Rummels. Hier akklimatisiert Johnston tropische Pflanzenarten, die er von seinen Reisen nach Südafrika und China mitbringt. Der diskrete, elegante Johnston ist gebürtiger Amerikaner, hat die britische Staatsbürgerschaft angenommen und liebt Frankreich. Ihm liegt viel am Erhalt der pflanzlichen und landwirtschaftlichen Strukturen des Guts, auf dem er den Garten anlegt. Der Garten geht nahtlos in Macia und Wald über und erst beim Näherkommen entdeckt man seine exotische Vielfalt.

Von weitem sieht man den Garten überhaupt nicht. Selbst die Gebäude nimmt man nur mit Mühe wahr. Wenn der Besucher ankommt, bemerkt er diese Macia nicht. Er nimmt keine Notiz von Pflanzen wie der immergrünen Zypresse, die hier wächst und diesem Ort das lokale Ambiente verleiht. Also die typische Landschaft widerspiegelt, in der sich der Garten befindet. Genau das zeichnet ihn aus. Die Exotik innerhalb eines natürlichen Rahmens. Im Gegensatz zu den Nachbarn hat er keine Palmen.

Johnston war gewissermaßen ein Palmen Gegner. Er mochte sie einfach nicht. Er trifft nach der Zeit ein, in der alle bedeutenden Briten und Deutsche, die sich Sommerresidenz an der Côte d’Azur gekauft haben, Palmen gepflanzt hatten. Seiner Meinung nach haben sie im Mittelmeerraum nichts verloren. Auch wenn er an der Riviera lebt, ist die Landschaft mediterran.

Serra de la Madone

Der Garten Serra de la Madone im Gorbiotal besteht aus geradlinigen Wegen, die die bepflanzten Flächen unterteilen. Diese kompositorische Strenge löst sich im Kontakt mit den früheren Agrar Terrassen auf. Der Garten besteht aus mehreren Ebenen, die durch Wege und zwei lange Pergola verbunden sind. Auf einer Ebene befinden sich der Ehrenhof, die Gewächshäuser, das große Becken, das Venus Becken und die Gärtnerei. Der Garten schließt mit einem Wäldchen aus exotischen Gehölzen ab. Wie kann man einen so komplexen Garten einordnen? Es gibt einen Wald, Reste von Landwirtschaft, Johnsons Geschichte und heute sie

Im Grunde genommen kann man Johnsons Garten zu den exotischen Akklimatisierten Gärten zählen. Gleichzeitig ist er aber auch ein lokal typischer nachhaltiger Garten. Als Johnson hierherkam und diesen Garten anlegte, lag ihm viel am Erhalt des Ur Zustandes. Er fügte seinen exotischen Themen Garten wirklich sorgsam in den ihm vorliegenden historischen Kontext. Ein Gebäude, eine Terrasse. Wenn er vor Ort etwas Bestimmtes fand, behielt er das bei. Durch die Sanftheit, die von Serre de la Madone ausgeht, seinen Alleen und seinen begrünten Bereichen, die mit dem Hügel verschmelzen, scheint die Belle Époque wiederaufzuleben.

Johnston ging es vor allem um Akklimatisierung und um die Einführung exotischer tropischer Pflanzen, deshalb entschied er sich für diesen Ort. Doch nach dem Tod von Lawrence Johnston verwildert der Garten nach und nach. Vor 30 Jahren ging er in den Besitz des französischen Küstenschutz Gebiets über und wird seither von der Stadt Menton verwaltet.

Der Geist, der Schöpfer von Serre de la Madone und der Gärten der Villa Rothschild ist bis heute spürbar und zeugt von der Pracht der Belle Époque. Diese Gärten, die seinerzeit einer Elite vorbehalten waren, sind heute der Öffentlichkeit zugänglich und dienen zu pädagogischen Zwecken. Der Garten der Villa Ephressi wird auf Wunsch seiner Schöpferin im Originalzustand erhalten. Aber auch der Garten von Serre de la Madone bleibt dem Geist von Laurence Johnston treu, indem er sich ständig verändert.

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