Het Loo

Im 17. Jahrhundert erwerben Wilhelm, der dritte von Oranien, und seine Gemahlin Maria die Zweite. Das Anwesen Het Loo. Auf dem 650 Hektar großen Gelände lassen sie einen prachtvollen Park anlegen. Inspiriert von den französischen Barock Gärten jener Zeit.

 Im 19. Jahrhundert wird der königliche Garten jedoch zu einem romantischen Park umgebaut. Erst 1970 beschließt der niederländische Staat, der nun Eigentümer ist, ihn wieder in den Originalzustand zu versetzen.

Seit 1984 ist dieser Garten, auf den die Niederländer so stolz sind, der Öffentlichkeit zugänglich.

In Het Loo bilden Pflanzen und Blumen aus aller Welt eine spektakuläre Farbpalette. Die Broderie-Parterre ist nicht nur Zierde und Blickfang, sondern demonstrieren auch Macht und Ruhm.

Wie viele historische Gärten aus jener Zeit, diente Het Loo ursprünglich der Jagd. Genau aus diesem Grund ließen Wilhelm der Dritte und Maria 1686 auch das Palais erbauen, ein Haus umgeben von Gärten, den Privatgarten von Wilhelm. Den Privatgarten von Maria und einem großen Garten, der bei den Mauern und den Bäumen endet. Das ist der erste Garten. Er besteht aus kleinen Broderie-Parterre symmetrischen Beeten im französischen Stil. Als die beiden 1692 König und Königin von England wurden, vergrößerte man ihn darauf.

Wilhelm der Dritte, erweist England die Ehre, indem er Rasen Beete anlegen lässt, wie sie in England gerade hochmodern sind. Der Zusammenhang zwischen Geopolitik und Religion war zwischen England und Frankreich zu dieser Zeit sehr speziell.

Wilhelm der Dritte war ein protestantischer Fürst und fürchtete die Macht von Ludwig XIV. In Europa, die natürlich sehr katholisch war. Wilhelm war der Meinung, dass Ludwig zu viel Macht hatte und versuchte, die anderen protestantischen Fürsten zu vereinen, um wieder ein Gleichgewicht herzustellen in Europa zwischen dem protestantischen Norden und dem katholischen Süden.

Auf der anderen Seite hat Wilhelm der dritte, Ludwig XIV. mitsamt dessen Pariser Stil sehr bewundert und ihn daher nachgeahmt. Obwohl sie Gegner und Konkurrenten waren, bestanden doch enge Beziehungen zwischen beiden Ländern.

Alles Schöne kam aus Paris. Möbel zum Beispiel, aber auch Gartenkunst. Man sieht ja auch, dass Wilhelm das Wissen des Hugenotten Künstlers Daniel Maro nutzte, der Architekt am Versailler Hof war und nach Het Loo kam, um Wilhelm zu zeigen, wie man ein Palais und einen Garten im französischen Stil gestaltet.

Davon ließ sich Wilhelm der Dritte, auch bei der Anlage dieser Broderie Parterre inspirieren. Vor den beiden Schloss Flügeln befinden sich die Privat Gärten von Königin und König. Sie bestehen aus jeweils drei Broderie in einem Rasen Platz auf der Seite des Königs und einer Laube auf der Seite der Königin. Die unteren Gärten sind in acht quadratische Beete unterteilt, die jeweils paarweise angeordnet und von Blumenrabatten eingefasst sind. Die oberen Gärten sind in dekorative Rasen, Beete und Wiesen unterteilt. Eine Reihe hoher Eichen, die von einem Doppel Kanal umschlossen wird, trennt die beiden Gärten, schließlich verengen Kolonnaden die Sichtachse und lenken den Blick auf den dahinterliegenden Park.

Im 17. Jahrhundert sind die Niederlande eine Großmacht, die auf allen Weltmeeren unterwegs ist. Nach der Rückkehr von ihren Eroberungen beliefern die Schiffe den Garten mit exotischen, in Europa bislang unbekannten Pflanzen, unter anderem mit Passionsblumen und Fuchsschwänzen.

Diese Ansammlung von schönen exotischen Arten zu zeigen war natürlich Ausdruck seiner Weltläufigkeit, zeigte aber auch, dass er gebildet war und sich in der Wissenschaft auskannte. Neue Arten, die gerade erst ins Land gekommen waren und neu beschrieben wurden, wuchsen bereits in seinem Garten. Damit war er nicht nur eine mächtige und wohlhabende, sondern auch sehr kenntnisreiche Persönlichkeit. Er wusste, wohin sich die Wissenschaft entwickelte. Das war im 17. Jahrhundert sehr wichtig.

Wie hat man diese Pflanzen überhaupt hierher transportiert?

Die Niederlande hatten damals zunächst eine Ostindien und später eine Westindien Kompanie, die als erste neue Pflanzenarten aus dem Orient, aus Südamerika und aus der Karibik importierte. Wilhelm war als Vorstandsmitglied der Ostindien Company natürlich sehr mächtig und einflussreich und sicherte sich stets seinen Anteil, wenn neue Pflanzen in den Niederlanden eintrafen. Andererseits war es eine lange Reise von Indonesien, Südafrika oder Südamerika bis hierher, so dass nicht viele Pflanzen überlebten. Manche taten es aber doch.

Z. B. der Virginia Tabak, der bereits im Mittelalter für seine medizinischen Eigenschaften bekannt war. Er hat aber auch hübsche Blüten, die vor allem nach Sonnenuntergang sehr angenehm duften. Außerdem war der Garten eine Art Bühne. Wenn man durch den Garten spazierte, ging es auch um Sehen und gesehen werden. Diesen Garten besichtigen zu dürfen, galt als Statussymbol, was äußerst ästhetisch ist.

Deshalb wurde er so attraktiv wie möglich gestaltet. Es duftete, die Wasserspiele plätscherten und manchmal wurden hier auch schöne Feuerwerke gezündet. Um seine Sammlungen zu erweitern, lässt Wilhelm der dritte 230 Sorten Zitrusfrüchte Pflanzen, von denen einige sehr selten sind. Die Bitterorange oder Pommeranze heißt im Lateinischen Zitrus. Wie an allen europäischen Höfen ist dieser Baum auch in Het Loo ein Symbol für Reichtum, Macht und Langlebigkeit. Oft blühen die Knospen der Orangenbäume zur gleichen Zeit wie die Früchte reifen. Dann tragen die Bäume ein orange weißes Kleid, das die Garten Carrés am Frühlingsanfang zum Leuchten bringt.

In den Niederlanden werden Zitrus Bäume nicht besonders groß, aufgrund des gemäßigten Klimas wachsen und reifen die Früchte nicht so sehr. Eine Konikolkata ist eine der ältesten Bäume, und etwa 300 Jahre alt. Diese Bäume haben immerhin die bewegte Geschichte von Het Loo miterlebt, vermutlich als einzige Lebewesen, die heute noch existieren. Hier hat sich vieles verändert, aber der Zitrus-Baum ist immer derselbe geblieben. Er hat schon viel gesehen.

Wie alle Orangenbäume werden die bitter Orangen jeden Winter untergestellt, was zu ihrer langen Lebensdauer beiträgt. Nach dem Tod des Königs Paares werden die Gärten noch 200 Jahre lang gepflegt. Doch im 19. Jahrhundert kommt es zu einem radikalen Bruch. Als Louis Napoleon, einer der Brüder Napoleons, der erster König von Holland wird, erklärt er Het Loo zu seiner Sommerresidenz. Die unteren und oberen Gärten lässt er mit einer dicken Schicht Erde auffüllen, um einen der damals modernen Landschaftsgarten anzulegen. Dieser nordamerikanische Tulpen Baum aus Louis Napoleons Garten gehört zu den wenigen Bäumen aus jener Zeit, die erhalten sind. In ihren Originalzustand zurückversetzt werden die Gärten erst, als das Königsschloss Het Loo 1970 zum Nationalmuseum wird. Alles wird nach historischen Dokumenten wiederhergestellt, angelegt und bepflanzt. Das verrückte und absolut typische an Het Loo ist, das beschlossen wurde, die Rekonstruktion des Gartens nach dem Ideal aus dem 17. Jahrhundert vorzunehmen.

Von Staaden hat eine Karte gezeichnet, sie diente als Grundlage für die vollständige Rekonstruktion. Dessen Motive wurden auf den Garten übertragen. In den 1980ern vergrößerte man die Schema Zeichnungen. Man projizierte sie an die Wand, poste sie auf ein großes Stück Papier ab, legte sie im Garten auf den Boden und steckte mit Stöcken das Muster ab. Das war eine sehr mühsame Arbeit. Überlegen Sie mal, wie schwierig das erst im 17. Jahrhundert gewesen sein muss. Das kann man sich kaum vorstellen.

Die Detailverliebtheit spielt für die Arbeit aller Gärtner in Het Loo eine große Rolle. Sie betrachten die Pflanzen und Blumen als Teil einer Sammlung.

Königin Maria liebte Blumen und dekorierte alle Räume des Schlosses damit. Um ihr Zimmer und die Säle des Schlosses zu schmücken, werden heute jede Woche 30 bis 35 Barock Sträuße gebunden. Die Bedeutung, die der Garten für Maria die Zweite und Wilhelm den Dritten hatte, spiegelt sich auch in der Innendekoration des Schlosses wieder.

An vielen Orten des Schlosses findet man solche floralen Elemente. Außerdem gibt es im Schloss viele Darstellungen der exotischen Blumen, die Wilhelm und Maria so sehr liebten und die im Garten gezeigt wurden.

Akanthusblätter tauchen als Symbol fast überall im Schloss auf. Auch an den hölzernen Treppengeländer und hier auf der Treppe, die in den Audienzsaal führt, wurde der Außenbereich mit dieser Trample Malerei regelrecht nach innen geholt. Das schafft ein sehr exotisches Flair. Der Entwurf stammt von Daniel Maru aus der Zeit, als das Schloss nach der Krönung von Wilhelm und Maria als König und Königin von England ausgebaut wurde. Er ließ auch die Innenräume mit den Blumen bemalen, die das Paar so sehr liebte. Auch wenn draußen furchtbares Wetter war, konnten die beiden ihre Lieblingsblumen genießen und sie hier zur Schau stellen.

Vor allem liebt das Paar Tulpen, Mohn, Pfingstrosen und Sonnenblumen. Die Erhaltung des letzten Barock Gartens der Niederlande wird in Het Loo sehr ernst genommen. Die 17 Gärtner müssen die Muster der Beete millimetergenau zurechtstutzen. Dazu verwenden Sie Präzision Geräte und nutzen Stahl Bänder als Führungsschichten, um beim Zuschneiden Fehler zu vermeiden. Eine Pflanze, die es im 17. Jahrhundert noch nicht gab und die sie heute verwenden, aber überhaupt nicht typisch ist für einen Barock Garten, ist diese kleine Stechpalme.

Die große Geißel der europäischen Gärten wie auch der europäischen Barock Gärten ist die Krankheit des Buxbaum. 2008 hatte man in Het Loo einen Ausbruch und schließlich wurden alle Buxbaum Hecken krank. Das kann schon ein Problem sein bei 27 km Hecke. Deshalb brauchte man eine Pflanze, die den Buxbaum ähnelt. Es wurde sehr vieles ausprobiert, ca. 30 Varietäten der japanischen Stechpalme, die den Buxbaum sehr ähnelt.

Es gibt auch keine anderen Gärten, die Erfahrungen damit haben. Das ist also ein ganz neues Projekt. In Frankreich ist man diesbezüglich sehr neugierig. Aber auch in anderen Ländern ist das Problem mit der Krankheit des Buxbaum, dass es in ganz Europa gibt. Damit hat also gerade jeder zu kämpfen. Aber es sieht ganz gut aus.

Die 1984 rekonstruierten Gärten sind ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie ein holländischer Barock Garten im 17. Jahrhundert aussah. Nun müssen Blumen und Pflanzen noch etwas dichter werden und die Brunnen und Statuen etwas Patina ansetzen, damit der Garten zu seinem ursprünglichen Charme und seiner Authentizität zurückfindet.

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