Sevilla liegt im Südwesten der Iberischen Halbinsel am Fluss Guadalquivir. Hier wurde der Maria Luisa Park angelegt, unweit des Flusses und in Verlängerung der großen Straßenachsen der Altstadt. Dieser Park, der so reich an unterschiedlichen Formen, aber dennoch typisch hispanisch. Die Einheimischen gehen gern darin spazieren und freuen sich an heißen Tagen über die kühlenden Schatten der dichten Vegetation. Im 19. Jahrhundert war der Park noch ein Garten. Er gehörte zum Palast von Santa Elmo, der Residenz der Infantin Luisa Fernanda Herzogin von Montpensier, besser bekannt unter dem Namen Maria Luisa. 1893 schenkte die Infantin den Garten der Stadt. Aus dem königlichen Garten wurde nun ein großer öffentlicher Park mit 38 Hektar Fläche.
Damals entdeckte Sevilla wie alle anderen Städte in Europa auch, dass es Zeit für eine Modernisierung war, dass Grünanlagen für seine Bürger geschaffen werden mussten und es auch vom städtebaulichen Aspekt her moderner werden sollte. Sevilla wurde von dieser europäischen Tendenz zur Modernisierung erfasst und begriff, dass der Park eine wichtige Rolle für die Lebensqualität seiner Bürger spielte. Dieser Prozess fand in allen größeren Städten Europas statt.
Ende des 19. Jahrhunderts finden in Europas Metropolen die Weltausstellungen statt und dienen den Nationen als Schaufenster für den Fortschritt in Industrie, Architektur und Kultur. Die Idee proamerikanische Ausstellung von 1929 bildet einen der Höhepunkte für die Entwicklung der andalusischen Hauptstadt im 20. Jahrhundert. Der Park, in dem sie stattfindet, wird vom großen französischen Landschaftsarchitekten Jean-Claude Nicolas Forestier entworfen. Es wird eine iberoamerikanische Ausstellung organisiert und man engagierte einen Franzosen.
Doch das war nur logisch. Jede andere Wahl wäre falsch gewesen, denn im gesamten 19. Jahrhundert bis hinein ins 20. Jahrhundert drehte sich in Spanien alles um eine tiefgreifende Veränderung, die sich stark an den französischen Techniken orientierte, insbesondere bei der Modernisierung von Paris unter der Leitung von Osman.
Forestier war jemand, der diese Techniken perfekt beherrschte, sowohl im Großen, das heißt dem Landschafts- und Städtebau als auch im Kleinen, wie etwa bei der Keramik. Darüber hinaus war Forestier ein großer Botaniker, dessen Leidenschaft den Rosen galt. Wenn es eine Blume gibt, die wir mit Forestier in Verbindung bringen, dann die Rose. Rosen sind die Lieblingsblumen der großen Landschaftsgestaltung. In dem Forestier uns widerspiegelt, denn in seiner Gartengestaltung spiegelt sich die gesamte hispano-muslimische Landschaft wider. Er schafft sie im Grunde neu und für diese Neuerung lässt er sich von lokalen Techniken inspirieren, bezieht aber auch französische mit ein.
In Maria-Luisa-Park ist diese Vision, die beides beinhaltet, nämlich Rationalität in Verbindung mit Poesie und Kultur offenkundig. Für Jean-Claude Nicola Forestier sind Parks und Gärten ein wesentlicher Bestandteil des urbanen Raums. Er setzt seine Theorien in nordafrikanischen Städten wie FES oder Marrakesch um. Und schließlich auch in Spanien. Die arabische Kultur ist bereits seit der almohadischen Eroberung im 13. Jahrhundert sehr präsent. Forestier besinnt sich auf die maurische andalusische Gartentradition zurück.
Er stellt sich der Herausforderung, einen privaten in einen öffentlichen Raum zu verwandeln, also einen Ort der Romantik in einen Ort, der große Menschenmengen fassen kann. Meines Erachtens löst er das auf meisterhafte Art und Weise, indem er couragiert eine Reihe von Achsen durch den Park zieht, die es ermöglichen, inmitten der großen Flächen der ibero-amerikanischen Ausstellung den Strom von Menschen und Fahrzeugen zu steuern.
Ja, man findet in Maria Luisa Park außergewöhnliches Material wie diese Erde, die für die Wege verwendet wird. Sie hebt sowohl die Keramik Elemente als auch die Pflanzen hervor, fängt das Licht und erzeugt wunderbare Schattenspiele im Garten. Das ist fantastisch. Sie gehört zu den Kostbarkeiten hier in Sevilla. Sevilla ist eine gesegnete Stadt, es gibt viel Wasser, ein hervorragendes Klima und eine goldfarbene Erde. Dank dieser Erde können wir mit wenig Geld die Landschaft verschönern, sie in ein geradezu himmlisches goldenes Licht tauchen. Es gibt kein schöneres. Denn es ist das Licht der Götter des Paradieses.
Die ehemaligen Gärten des Palastes von Santelmo bilden die ursprüngliche pittoreske Basis des Maria Luisa Parks. Zunächst legt Jean-Claude Nicola Forestier eine symmetrische Linienführung fest, die im Löwen Garten zum Ausdruck kommt, eine Art Rückgrat, um das herum er monumentale Achsen anlegt, die die unterschiedlichen alten und neuen Gärten unterteilen.
Die Plaza de Espana und die Plaza de América rahmen das Ganze ein. Die so entstehenden großen Achsen sind mit Sylvias Hauptstraßen verbunden. Früher wurden die Straßen in Europas Städten von Fahrzeugen und Fußgängern gleichermaßen benutzt. Ähnlich wie bei den Gehwegen moderner Städte trennt Forestier Fußgänger Bereich und Fahrbahn.
Auf dieser Allee von Schnurr Bäumen innerhalb des geometrischen Linien Netzes in Maria Luisa Park stellt man bei näherem Hinsehen fest, dass Fußgänger von einem regelrechten Pflanzen Vokabular begleitet werden. Hier in Längsachsen angelegte, parallel verlaufende Wege, die durch Blumenrabatten voneinander abgegrenzt sind. Hier verwendet man dafür allerdings ein anderes Wort, das aus dem Arabischen kommt Ariadte.
Sie sind durch Ränder eingefasst, die eine kleine Hecke umschließen. Diese Hecke ist sehr niedrig geschnitten, um die Sicht zwischen den Achsen freizugeben. Diese Zonen sind von den Außen Zonen durch höhere Hecken abgetrennt, die zwar erkennen lassen, was sich dahinter befindet, zugleich aber als Sichtschutz dienen.
Durch diese Trennung zwischen Fußgängern und Kutschen ist man gar nicht mehr so weit von einer funktionalen Konzeption des Parks entfernt. Hier laufen die Fußgänger auf der Seite und die Fahrzeuge fahren in der Mitte.
Ja, es geht aber auch um die Interaktion, denn jemand, der zu Fuß durch den Park läuft, hat einen anderen sozialen Hintergrund als einer, der in einem Wagen, noch dazu einem luxuriösen, spazieren fährt. Der Park steht allen offen. Menschen mit unterschiedlichen Gewohnheiten und aus unterschiedlichen Verhältnissen treffen in diesem Park aufeinander. Sevilla ist seit jeher ein Ort, an dem die Leute sich gerne zeigen, sich präsentieren, wie es in fast allen bürgerlichen Städten des 19. und 20. Jahrhunderts üblich war. Jeder wollte gern zeigen, was er hat.
Forestier ist vor allem auch Gärtner. Er nutzt Pflanzen also als Begleitelemente der Alleen. Hier pflanzt er eine Hecke, um die Fußgänger abzutrennen. Aber er nutzt auch Pflanzen, um so wie hier eine Art Gewölbe zu schaffen oder einen hohen Durchgang mit diesen Schnurr Bäumen, die mit einem Abstand von fünf Metern sehr dicht gepflanzt sind.
Der Park verfügt über eine große Vielfalt an Bäumen, bewusst pflanzt Forestier Arten, deren unterschiedlich ausgeprägte Schatten Zonen für abwechslungsreiche Lichtstimmung sorgen. Dieser Ficus, auch Banjan Feige genannt, bildet ein dichtes Blattwerk und wirft so einen großen Schatten. Forestier kannte diese Bäume gut, die mit zunehmendem Wachstum bizarr geformte Äste bilden und langsam zu Luftwurzeln werden. War der Ficus, dieser Baum, den wir hier sehen und der mit seinen außergewöhnlichen Wurzeln und Ästen fast flüssig und organisch wirkt bereits zu Forestier Zeiten in Mode.
Diesen Baum gab es bereits in unserer Stadt. Man hat ihn schon in den historischen Gärten gepflanzt. Aber in der Tat war Forestier besonders von den Formen dieses Baumes fasziniert und pflanzte ihn deshalb verstärkt.
Forestier gelingt es, einen eklektischen Park zu schaffen, indem er mehrere Stile kombiniert. Zum Beispiel den romantischen Stil, der bereits im Original Garten der Montpensier vorhanden war. Den formal geometrischen Stil mit seinen Murrten Hecken und geradlinigen Baumarten. Und schließlich den hispanische-maurischen Stil unter Verwendung von Wasser spielen und Asolejos.
Forestier fand einen bereits bestehenden Park vor, der ziemlich ungepflegt zwar, weil er lange vernachlässigt wurde, aber mit altem, gut entwickelten Baumbestand. Die Bäume waren von André le Cologne gepflanzt worden, als dieser 1850 den Park der Montpensier gestaltete. Sie waren über 50, 60 Jahre lang gewachsen. Er verfügte also über einen bereits vorhandenen Bestand, der im Landschaftsbau betrachtet sehr nützlich war. Er musste keine 20 oder 25 Jahre lang warten, bis die Bäume eine bestimmte Größe erreicht hätten. Und die Verantwortlichen der ibero-amerikanischen Ausstellung, die ihn mit der Umgestaltung des Parks betraut hatten, legten ihm nahe, die Bäume des Parks nicht zu fällen und die größtmögliche Anzahl von ihnen zu erhalten.
Der Maria Luisa Park ist ein Spiegelbild der romantischen spanischen Seele. Manche Orte dienen explizit zur stillen Einkehr die Glorietas. Während man als Glorete für gewöhnlich eine Lust Pavillon oder kleinen antiken Tempel bezeichnet, haben die Glorietas in Maria Luisa Park eine ganz andere Funktion. Die Glorieta der echten Insel stammt noch aus der Zeit der Montpensier. Forestier integrierte sie in den Park und ließ außerdem neue bauen.
Die Glorieta ist ein Areal, das sich dem Besucher des Parks am Ende eines Weges oder eines Spaziergangs darbietet und ihn zum Verweilen, zum Ausruhen einlädt, zum Betrachten der Natur oder eines Denkmals.
Es gibt verschiedene Arten. Manche sind klein und bestehen lediglich aus einem Denkmal und einer Bank. Andere sind wesentlich größer, haben einen Brunnen oder einen Teich. Je nach verfügbarer Fläche oder der eigentlichen Idee, die hinter den jeweiligen Bau stand. Forestier gebaute Alleen mit ausladenden Glorietas jeweils am Anfang und am Ende.
Dabei orientierte er sich mit seinem Konzept an der Alhambra in Granada, also an arabischer Baukunst. Die Glorieta der Löwen ist vom Hof der Löwen in der Alhambra inspiriert. Auch nach der Ausstellung wurden noch Glorietas gebaut, beispielsweise im Stil der 50er 60er Jahre. Um sie errichten zu können, benötigt man lediglich ein hübsches Fleckchen mit einer schönen Allee. Mehr nicht.
Das Paradebeispiel für eine Glorieta ist die von Francisco Rodriguez Marin bei der proamerikanischen Ausstellung. Anlässlich der ibero-amerikanischen Ausstellung entstanden solche kleinen Glorietas als Hommage an Dichter, Literaten und Künstler der Epoche.
Diese Glorias verfügten meist über Regal Wände mit Büchern der entsprechenden Autoren. So konnte der Besucher des Parks sich hinsetzen, ein Buch zur Hand nehmen und lesen. Damit erfüllte die Ausstellung in gewisser Weise einen kulturellen Auftrag. Denn heute stehen hier allerdings keine Bücher mehr, die letztes Jahr zur Hundertjahrfeier des Parks füllte man die Regale noch einmal auf. Aber das war nicht von Dauer. Angesichts des Vandalismus heutzutage, da würden Bücher nicht lange stehen bleiben.
Bei dieser Glorieta findet eine Rückbesinnung auf den maurischen Garten statt, mit den kleinen Springbrunnen und den Asolejos Fliesen. Der Park erinnert in vielem an den Stil der islamischen Gärten. Aber eigentlich ist er geprägt von einer Baukunst, die damals sehr in Mode war, nämlich dem lokalen sevillianischen Stil. Hier wurde viel mit behauenen Ziegeln, Formziegeln, Kacheln und reichen Verzierungen gebaut. Dieser Stil wurde bekannt als sevillianischen Baustil.
Eine Sache ist auffallend. Hier werden Granatapfel Sträucher zur Gestaltung von Hecken verwendet, die die Glorietas umgeben. Sie wachsen problemlos und man kann sie rundherum zu niedrigen Hecken zurechtstutzen. Der Zwerg Granatapfel als Hecke ist sehr beliebt. Er eignet sich gut zu diesem Zweck, weil er seinen Schnitt lange behält und nicht allzu stark wächst. Er trägt ganz spezielle, ziemlich auffällige Blüten. Seine Früchte sind klein. Da es sich um die Zwerg Sorte handelt, bleiben sie auch ziemlich klein. Sie sind nur zum Anschauen gut. Man kann sie nicht essen.
Der Maria Luisa Park ist eines der schönsten Beispiele für einen Stadtpark. Die Menschen lieben ihn für seine Weitläufigkeit und verbringen ihre Freizeit darin. Sie gehen spazieren und halten inne. Einerseits ist er identitätsstiftend für die andalusische Kultur, andererseits ist er eine Collage aus historischen Gärten, die von einem Landschaftsgärtner vereint wurden, der daraus ein echtes Meisterwerk schuf. Jean-Claude Nicolas Forestier war einer der ersten, die zeigten, dass Natur und städtische Bebauung zusammengehören. Damit eröffnete er neue Perspektiven für die Entwicklung europäischer Städte.