In den Hügeln südlich von Padua, 50 Kilometer von Venedig entfernt, erstreckt sich das Gut Valsanzibio über eine Fläche von acht Hektar. Dieser Garten aus dem 17. Jahrhundert ist das Werk der reichen venezianischen Kaufmannsfamilie Barbarigo.
Das Diana-Portal soll als Zeichen des Dankes an Gott entstanden sein, der die Familie 1631 vor der Pest verschonte. Der Entwurf des Gartens von Valsanzibio wird Luigi Bernini zugeschrieben, dem Bruder des berühmten Bildhauers Gian Lorenzo Bernini. Ein Ort, der einer spirituellen Reise gleicht. Armando Pizzoni Ardemani ist der derzeitige Eigentümer von Gut Valsanzibio, dass sein Großvater 1929 erwarb.
Das Gewässer in Valsanzibio, gehörte zu einem Moor, das sich bis nach Battaglia Terme erstreckte. Valsanzibio war ursprünglich ein Fischerort namens Valle di Santo Eusebio, woraus dann der Name Valsanzibio entstand. Früher kam man per Boot aus Venedig hierher. Das Haupthaus ist im venezianischen Stil, deshalb sieht man diese typischen venezianischen Holzpfähle. Auch vor dem Bau des Diana Portals, dem früheren Eingang, erreichte man das Gut mit dem Boot.
Die Skulpturen Elemente auf diesem Pavillon sind eindeutig den venezianischen Kaufleuten gewidmet. Die Fassade steckt voller Symbolik. Diana steht für das Göttliche. Das große bärtige Gesicht repräsentiert die Familie Barbarigo. Es besagt, wir stehen nur eine Stufe unter Gott. Wenn die beiden Statuen links und rechts symbolisieren, den übrigen venezianischen Adel, der sich eine Stufe unter der Familie Barbarigo einreiht. Diese entschloss sich, ihre Villa in aller Abgeschiedenheit hier in Valsanzibio zu errichten, anstatt am Ufer des Brenter, denn sie wollten die prächtigsten, die glänzendsten, die großartigsten sein. Abgeschieden wie sie waren, konnte kein anderer ihren Stern verdunkeln. Was für ein Schauspiel. In einer der Hauptachsen von Valsanzibio verlaufen die beiden großen Alleen, die von Osten nach Westen besteht aus Fischteich. Sie kreuzt senkrecht die zweite Allee, die von Norden nach Süden verläuft.
Der Garten ist intakt und sieht noch aus wie im 17. Jahrhundert. Er ist vermutlich einer der am besten erhaltende Garten Europas.
Wie man sieht, ist dieses Tal vollkommen unberührt. Das macht diesen Ort einzigartig, denn nirgendwo. Zumindest nicht in Italien, findet man so ein Bild oder so einen Rahmen unversehrt vor. Dieses Tal sieht seit 400 Jahren so aus.
Diese hügelige Landschaft bildet bereits einen schützenden Rahmen um den Garten, was den Eindruck vermittelt, dass sich der Garten der landschaftlichen Kulisse bewusst war.
Es ist wichtig zu sehen, wie die Familie Bernini hier die von Menschen geschaffenen Kunst Elemente in die Natur eingefügt hat. Brunnen, Statuen, alles umgeben und begrenzt von hohen Buxbaum Hecken. Alle von Menschenhand geschaffenen Dinge fügen sich hier nahtlos in die Natur ein.
Dieses Tal ist nur dank der Familien, die sich seiner angenommen haben, über all die Jahre unversehrt geblieben. Es ist vor allem der Verdienst der Familie Barbarigo. Sie hat das Gut 1929 gekauft und sorgte dafür, besonders in den schwierigen Jahren nach dem Krieg, als man überall baute und fast alle italienischen Außenbezirke verunstaltet wurden, dass hier gar nichts konstruiert werden durfte. Noch heute ist die ursprüngliche Botschaft der Familie Barbarigo im Garten erkennbar. Das ist absolut einzigartig. So etwas findet man nur hier in Valsanzibio.
Buxbaum-Hecken erzeugen eine gewisse strenge Funktion. Sobald man sich jedoch dahinter begibt, sorgen die Nadelbäume und Hainbuchen für einen deutlich romantischer und natürlicheren Effekt. Eine Hainbuche ist über 380 Jahre alt. In diesem Garten gibt es über 100 Pflanzenarten.
Um die Bäume aus der Neuen Welt wie die Magnolie, die kalifornische Zeder oder der Mammut Baum zeugen von der Macht und vom Reichtum der Familie Barbarigo. Der Garten bewahrt die Erinnerung an diese ruhmreiche Vergangenheit und Gregorio Barbarigo, der älteste Sohn dieser wohlhabenden Familie, setzt sich sehr für die Gartengestaltung ein.
Gregorio war der älteste Sohn von Giovanni Francesco. Er sollte eine Diplomaten Laufbahn einschlagen, also einen weltlichen Beruf, entschied sich dann aber, Geistlicher zu werden.
Er widmete sich dem theologischen Studium, wurde in Padua ausgebildet, geweiht und schließlich Berater von Papst Alexander, dem siebten.
Er führte ein sehr einfaches und spartanischen Leben und reformierte das Bistum. Aufgrund seines frommen Lebensstils begannen gleich nach seinem Tod die Vorbereitungen für die Heiligsprechung.
Schließlich wurde er im vergangenen Jahrhundert zusammen mit Johannes dem 23. heiliggesprochen. Schriften bezeugen Gregorius enge Verbundenheit mit diesem Anwesen. Von Rom aus verfolgt er den Fortschritt der Bauarbeiten. Gregorio hielt sich gerne hier auf. Er liebte es, in den Gärten umher zu spazieren. In seinen zahlreichen Briefen beschreibt er die Freude, die es ihm bereitete, während der pastoralen Besuche einige Tage auf dem Familiensitz zu verweilen. In einem seiner letzten Briefe, den er gegen Ende des Jahrhunderts, einige Monate vor seinem Tod, kurz nach einem Aufenthalt hier verfasste, rief er sich, dass Dianabad und all die Brunnen in Erinnerung, und obgleich sie bereits existierten, so hatte er nicht mehr die Gelegenheit, sie zu bestaunen.
Grundpfeiler der Garten Architektur sind die hohen Hecken. Die 60.000 Quadratmeter Bux Pflanzen müssen über 10 Monate im Jahr beschnitten werden. Die Alleen geben dem Garten seine Form und begrenzen die einzelnen Räume.
In Valsansibio gibt es Labyrinth, dass sowohl Ausdruck einer zeitgenössischen Mode als auch einer von der Familie Barbarigo beabsichtigten spirituellen Dimension. Im Labyrinth von Valsanzibio ist die Wahrscheinlichkeit groß, sich zu verirren. Das ist nicht bei allen Labyrinthen der Fall.
Wenn man im Labyrinth herumläuft, kann man die Mitte nicht sehen, denn die Pflanzen wachsen sehr hoch. Die Leute fühlen sich also auch etwas verloren, wissen nicht, wo sie sind. Durch das Labyrinth von Valsanzibio ist wirklich eins. Man kann also sagen, es ist ein Ort, an dem man sich verliert.
Im Labyrinth gibt es vier Quadrate, die miteinander verbunden und zu den vier Himmelsrichtungen hin ausgerichtet sind. Doch seine Struktur und seine Symbolik sind viel komplexer. Es ist ein Labyrinth, in dem es nur eine Richtung gibt. Im gesamten Labyrinth gibt es sieben Sackgassen, sieben Wege, die nicht weiterführen. Die Sieben steht für die Sieben Todsünden.
Das Labyrinth – als Initiationsweg
Die Leute gehen von einem Zustand in den nächsten über. Das Labyrinth ist ein Sinnbild des Lebensweges. Denn auch im Leben müssen wir laufen. Wir müssen stehenbleiben, eine Entscheidung treffen und dann noch eine. Manchmal müssen wir umkehren und manchmal anhalten.
Ein Teil des Labyrinths bildet eine große Schleife, einen großen Teufelskreis, indem man sich, solange man nicht einen neuen Weg einschlägt, immer um sich selbst dreht.
Das symbolisiert das Laster des Hochmuts, des Stolzes oder der Sturheit.
Wenn eine Person also immer wieder an denselben Punkt zurückkehrt, sich schwer damit tut, etwas zu verändern, weil sie dickköpfig ist und denkt, sie habe immer recht.
Die Gärten waren von Anfang an als Abbilder des Paradieses gedacht und versuchten ihm nahe zu kommen. Das gilt auch für dieses Labyrinth.
Der Begriff Paradies, dessen Wurzeln etwas im Dunkeln liegen, bedeutet etymologisch Garten. In der Mitte dieses Gartens gibt es einen erhabenen Ort mit einem Baum. Das erinnert tatsächlich an den Baum des Lebens im Garten Eden. Das Labyrinth von Valsanzibio erzählt den Weg des Menschen von der Erde in den Himmel, von unserer Welt hin zum Paradies.
Unter den verschiedenen Laufstegen, die im Garten möglich sind, beginnt der von Don Julio bevorzugte spirituelle Pfad mit der Dianapforte. Er führt zwischen den Fischteichen und Fontänen hindurch, die Wasser bzw. Wind symbolisieren und die Seele des Spaziergängers reinigen.
Dann verläuft der Weg durch 4 Parzellen mit fast identischen Umrissen. Das Labyrinth mit seinem existenziellen Weg, den Parzellen, die den Sinn des Lebens, die Fruchtbarkeit, den Lauf der Zeit und die Einkehr darstellen. Schließlich endet der Pfad mit einem Blick auf die Villa, woraufhin man oben auf der Treppe vor dem Brunnen der Erkenntnis ankommt.
Am Ende des symbolischen Rundgangs gelangt man an den Platz der Offenbarung, mit der wunderbaren Freitreppe. Sie birgt etwas Geniales und wirklich Originelles, auf den Stufen dieser Treppe steht, ein Gedicht, ein Sonett, das den gesamten Rundgang beschreibt. Der letzte Vers lautet wie folgt. Hier wohnt nicht das Weinen, sondern das Lachen. Hier schlägt der Blitz des Hofes nicht ein. Dort ist die Hölle. Hier das Paradies.
Ein Besuch des Gartens von Valsanzibio lädt also zur Innenschau ein. Jeder kann diesen Initiationsweg auf seine Weise deuten.
Man findet viele mythologische Figuren in diesem Garten. Die Statuen stehen nicht zufällig so. Hier haben wir Merkur in einer irgendwie weiblichen Pose. Er spielt Flöte, schaut aber in die entgegengesetzte Richtung zu diesem wunderschönen älteren Herrn, der niemand geringeres ist als der Riese Argos. Dieser kann alles sehen, denn er hat hundert Augen. Er hat die wunderschöne Priesterin Io entführt und Merkur möchte sie befreien. Merkur gelingt es durch sein Flötenspiel das dem Riesen alle Augen zufallen und er das schöne Mädchen befreien kann.
Das ist der Reichtum eines solchen Ortes, eines solchen Gartens und seiner philosophischen Dimension. Die unterschiedlichen Deutungen heben sich nicht gegenseitig auf, sondern überschneiden sich.
Meiner Ansicht nach enden der Garten und der Rundgang nicht mit dem Platz der Offenbarung und der Villa, sondern das letzte, was wir sehen sollen, ist die Zypressen Allee, die den spirituellen Weg des Menschen symbolisiert.
Dieser Garten hat für mich viele Bedeutungen, manchmal auch negative, da man viele Opfer bringen muss. Sieht man dann aber die Besucher, die das schätzen und bewundern, die geblendet sind von dem Glanz und dem Zustand des Gartens mit all seinen Botschaften. Dann geht einem das Herz auf und entschädigt einen für all die Mühen, die man aufwenden muss, um diesen Ort zu erhalten.
Ich glaube, wenn du es schaffst, einen Teil der Geschichte der Menschheit zu überliefern, gibt allein schon diese Tatsache deinem Leben einen Sinn.